Heute (31.07.2020) soll der bisher heißeste Tag des Jahres werden. Im Süden von Old Germany!!!
Im Norden???
Nach gefühlten Wintertemperaturen, Schal, Mütze, dicke Jacke, Regen und Sturm sind 22 Grad ein Highlight!
Also ab in den Strandkorb und den Sommer genießen. Mit dabei sind Libellen, meine wunderbar blühenden Blumen, die Bachstelze, ein leichter, wirklich sehr leichter angenehmer Lufthauch, eine Schale mit Himbeeren und eine Tasse Kaffee.
Heeeeeeerrlich!
Genießen!
Die sommersonnenwarmen, süßen Himbeeren zergehen auf der Zunge.
Die Sonne wärmt meine Haut. Der Kaffee duftet in meine Nase.
Ein Löffel voll mit selbstgemachter Holunder-Gelee – pur – mmmm, lecker!!! -SommerHochGenuss für Minuten.
Am Himmel wunderschöne Wolken. Das Leben ist schön!
Es ist Sommer! Sommer-Sonnen-Wende! Um Mitternacht, als ich
zu Bett ging, war noch ein heller Schein der untergegangenen Sonne am Himmel zu
sehen. Jetzt, um 4:30 Uhr, ist es schon wieder fast hell. Wahrscheinlich war es
in dieser Nacht gar nicht richtig dunkel hier am nördlichsten Teil von
Deutschland in den Dünen von List auf Sylt.
Ich bin plötzlich ganz wach zu dieser frühen Stunde und
weiß, ich will den Aufgang der Somme-Sonnen-Wende-Sonne sehen!!! Gestern beim
Wetter-Check habe ich gelesen: Um 4:46 Uhr soll er sein. Nun bin ich von selbst
aufgewacht??? Ich bin sonst eher und ganz gerne eine Langschläferin. Da ich nun
schon wach bin, ziehe ich mich geschwind an – das, was noch von gestern da
liegt – keine Zeit – und schnappe mir eine warme Jacke. Dann eile ich durch den
Garten zum Ost Strand, wo sonst immer die Sonne aufgeht. Aber weit gefehlt! Die
Sonne ist nicht dort und wird auch nicht dort aufgehen. Sie steht so weit im
Norden, dass sie für mich nicht über dem Wattenmeer aufgehen wird. Doch
überwältigt von der Stimmung des frühen Morgens mache ich Fotos von dem in
wundervoller Stille sich bis zum Horizont ausbreitenden Meer, über dem in der
Ferne ein paar Wolken ziehen. Aber keine Sonne! Ich verweile noch einige
glückliche Momente und genieße die unendliche Weite.
Dann mache ich mich auf, die Sonne zu suchen. Vorbei an den
Heckenrosen, die pink und weiß in der Morgendämmerung leuchten und köstlich
duften, vorbei an Holunderbüschen, die auch ihren herrlichen Duft zu dieser
frühen Stunde ganz besonders intensiv verströmen, vorbei an den verträumt den
Dünen verstreuten Reetdach-Häusern.
Ich kenne eine sehr hohe Düne, von der aus ich „beide
Meere“, wie ich sie immer nenne, sehen kann, das Wattenmeer und die offene
Nordsee.
Begleitet vom Schrei eines Fasans versteckt in der Heide und
fernen Kuckucksrufen, die von den Häusern herüberschallen, erreiche ich über
einen Trampelpfad durch das Heidekraut meine Lieblings-Düne.
Von dort aus sehe ich endlich die Sonne aufgehen. Für mich ist es immer wieder ein bewegender und spannender Augenblick. Was für eine Erscheinung! Welch wunderschönes Licht! Welch überwältigende Energie! Sie durchströmt, erwärmt und erfasst mich ganz.
So sehr ich unsere Zweisamkeit liebe, freue ich mich heute,
dass ich alleine mit mir da bin. Ich lasse mich auf einem weichen Polster aus
Moos nieder, und es ist mir gleichgültig, ob das Moos vielleicht auf meine Hose
abfärbt. Wieder schreit der Fasan – jetzt ganz in der Nähe. Er ist auch schon
unterwegs. Normalerweise schlafe ich ja um diese Zeit. Deshalb wundere ich
mich, was schon um diese Zeit alles passiert. Ich erkenne: die Welt dreht sich
weiter, egal ob ich schlafe oder wache, ob ich es bemerke oder nicht, ob ich da
bin oder nicht.
Der tief rotgoldene Glanz der Morgensonne scheint mir direkt
ins Herz und erhellt meine Seele. Ich fühle mich ganz verbunden und beobachte,
rieche, fühle. Sehe, dass die Sonne, die sich mir anfangs mit einem kleinen
Schimmer am nördlichen Horizont nur zögerlich zeigt, jetzt immer mehr zu sehen
ist, bis sie voll über den Dünen steht. Das Spiel von hellem Sonnenschein und
tiefen Schatten ist faszinierend und zeigt klare scharfe Grenzen zwischen
strahlender Helligkeit und tiefer Dunkelheit, in der das dunkelgrüne, fast
schwarze Heidekraut in den Dünentälern liegt.
Auch die Möwen genießen diesen inzwischen in der Sonne schon
schön warmen Sommermorgen. Sie gleiten elegant durch die Lüfte über die Dünen
hinweg Richtung Wattenmeer zum Frühstücken.
In den Gräsern, die aus dem Heidekraut und den Moosen
herausragen, hängen noch Tropfen des frühen Taus. Sie blinken und blitzen
überall und leiten das Licht der Sonne weiter und direkt in meine Augen.
Zauberhaft zart verzückend. Ich bin eine Weile ganz gefangen von dem Anblick
und entdecke immer noch mehr davon überall um mich herum.
Ich träume mit offenen Augen und fühle mich ganz in meiner
Mitte, ganz heil, ganz vollständig, ganz geborgen in dieser Weite und
Schönheit, in diesem Glanz der Sonne, der Wärme des Lichts, in diesem
uneingeschränkten Ja! zum Leben.
Ich staune und freue mich, und dann erfasst mich unendliche
Dankbarkeit und Liebe für die Schönheit und die Wunder dieser Welt, bin mir
selbst ein Wunder…
Nach langer Zeit erhebe ich mich und trage das alles mit mir
nach Hause – tief in meinem Herzen bewahrt…
Zu Hause angekommen, freue ich mich über die ersten Blüten unserer Hortensien im Garten, über meine Kräuter und mein Holunder-Blüten-Gelee in den Gläsern in der Küche – und meinen Tee im Strandkorb – so früh wie noch nie!!!